Donnerstag, 27. März 2014

Geburtstagskuchen: Apple Pie mit Vanillesauce


Der heutige Kuchen ist ein Geburtstagsgeschenk. Ein Geburtstagsgeschenk für den Blog, dank dessen ich ursprünglich überhaupt angefangen habe, Blogs zu lesen. SweetHome ist ein Blog meiner Tageszeitung, den ich seit langer Zeit regelmässig lese. Ursprünglich war ich dort auf der Suche nach Ideen für mein damals unsagbar hässliches Bad (das ich ja jetzt seit dem Umzug los bin). Marianne Kohler, die Blog-Autorin, macht Wohnstorys, stellt neue Möbel vor, bringt den Lesern interessante Gebäude aus aller Welt näher und - für mich als Foodblogger natürlich von immensem Interesse - jeden Donnerstag werden Rezepte verbloggt. Meist liegt dem donnerstäglichen Blogbeitrag ein Thema zu Grunde, z.B. feine Abendessen, RüeblirezepteFrühlingsgerichte, Abschied vom Winter, etc. Marianne Kohler stellt jeweils Rezepte aus verschiedenen Blogs aus aller Welt vor. Ich mag diese Sammlungen, es öffnet einem ein bisschen die Augen, man blickt über den eigenen Tellerrand in die Ferne, lernt Blogs in den USA, Australien und England kennen. Das ist spannend. Und manchmal trifft man auch Freunde, die vorgestellt werden.
Diese Woche wird SweetHome 4jährig. Zum Bloggeburtstag gibt es von mir einen Apple Pie mit Vanillesauce, gebacken nach einem Rezept von meinem Vater. Das Rezept dümpelt schon seit bald 20 Jahren in meinem handgeschriebenen Kochbuch, gebacken habe ich den Kuchen aber noch nie selber, habe ihn immer nur beim Hennenvater gefuttert. Jetzt aber ist der Moment gekommen, diesen Pie zu backen und zu verschenken. Der Kuchen passt genau richtig zu einem nachmittäglichen Geburi-Kafi-Kränzchen.

Rezept für ein rundes Blech mit ca. 24 bis 26 cm Durchmesser
Teig
500 g Mehl
200 g Butter
1/2 Päckchen Backpulver
150 g Zucker
2 Eier
1,2 dl Wasser

Füllung
6 bis 7 grosse Äpfel (ich hatte noch Idared im Keller)
15 bis 20 g Butter
1 bis 2 Esslöffel Zucker
1 Kaffeelöffel Zimt
1 Handvoll Rosinen
ein schöner Schluck Rum
Saft von einer Viertel Zitrone

1 Eigelb verrührt mit 1 Kaffeelöffel Sahne

Mehl, Backpulver, Zucker und kalte, in Würfelchen geschnittene Butter in einer Schüssel zwischen den Händen zerreiben. Zügig arbeiten, dann die zwei Eier und das Wasser einarbeiten und den Teig zu einer Kugel formen. Die Teigkugel in Folie gewickelt kalt stellen.
Rosinen in Rum und Zitronensaft einweichen. Äpfel schälen und Kerngehäuse entfernen. Die Äpfel achteln, dann quer in Scheibchen schneiden. In einer Bratpfanne die Butter zerlassen, die Apfel in der heissen Butter andünsten und mit Zimt und Zucker bestreuen. Die eingeweichten Rosinen zu den Äpfeln geben und kurz mitdünsten. Äpfel in eine Schüssel geben und kühl stellen.
Jetzt kann man entweder einen Film gucken oder ein Buch lesen oder mit der besten Freundin telefonieren oder auch ins Bett gehen und erst am andern Tag weiter machen. Der Teig muss einfach supergut durchgekühlt sein, sonst lässt er sich fast nicht weiterverarbeiten.

Stunden später also... Den Backofen auf 180° Unter- und Oberhitze vorheizen.
Den Teig in zwei Teile schneiden, Verhältnis 1:2. Beide Teile separat auswallen, am besten geht das zwischen zwei Backpapieren. Die grössere Teigplatte in das runde Kuchenblech legen, die Füllung drauf geben und mit der zweiten, kleineren Teigplatte zudecken. Ränder gut festdrücken, überschüssigen Teig wegschneiden. Den Teigdeckel mit Eigelb bestreichen. Den Kuchen auf der zweituntersten Rille in den Ofen schieben, eine Holzkelle in die Tür schieben, damit diese nicht ganz schliesst. Den Kuchen ca. 40 Minuten backen. 

Zum Kuchen gibt es eine Vanillesauce. Rezept dafür gibt's hier.

Sodele und jetzt bring ich den Kuchen und Vanillesauce mal rüber zu SweetHome und gratuliere herzlich zum vierten Geburtstag.

Mittwoch, 26. März 2014

Gemüsetajine


Mittlerweilen sind das Küken und ich unter der Woche mittags alleine. Der lange Junghahn geht in Bern zur Lehre. Aber da er sparen will - für einen Sommerurlaub mit seinen besten Freunden - ist er froh, wenn er mittags Futter von zuhause mitnehmen kann. Also koch ich jeweils soviel, damit er anderntags Reste mitnehmen kann. Couscous lieben hier alle. Gemüse sowieso, der Junghahn isst ja eh kaum Fleisch, mochte er schon als kleiner Jungkikeriki nicht so gerne. Deshalb kommt so eine Gemüsetajine immer gut an. Da ich nicht im Tontopf auf dem offenen Feuer kochen mag, wird bei mir im normalen Topf auf dem Herd gekocht. Allerdings könnte man das Gericht auch im Römertopf im Ofen garen, würde dann in etwa einer marokkanischen Tajine entsprechen.


Rezept für 4 Personen
1 l Orangensaft
2 dl Gemüsebrühe
1 grosses Stück Ingwer (daumengross)
1 Zimstange
3 Nelken
1 Chilischote
1 Teelöffel gemahlener Kreuzkümmel
1 Kaffeelöffel Kurkuma
1 grosse Knoblauchzehe
3 kleine Schalotten oder eine halbe Lauchstange
2 Lorbeerblätter
2 grosse Karotten
1 grosse gelbe Karotte (Pfälzer Rüebli)
je 1 gelbe und rote Paprika
1 Stück Kürbis (bei mir Butternuss)
1 kleines Stück Sellerie
evtl. Süsskartoffeln
2 Esslöffel Berberitzen
Salz, Pfeffer

500 Couscous
1/2 l Wasser
Salz


Ingwer, Knoblauch und Schalotten (oder Lauch) ganz fein schneiden und mit der Zimtstange, Nelken, Lorbeer, Kurkuma, dem Kreuzkümmel und der Chilischote im Orangensaft in einem Topf aufkochen lassen. Gemüsebrühe dazu geben. Zwischenzeitlich die Karotten, den Kürbis, die Paprika, den Sellerie - und wer mag - die Süsskartoffeln in grobe Stücke zerschneiden. Alle Gemüse in den O-Saft-Sud geben, auf ganz kleinem Feuer ca. 20 bis 30 Minuten leise köcheln lassen. Zum Schluss die Berberitzen beifügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Couscous in kochendes Salzwasser geben, mit einer Gabel gut durchrühren, Topf vom Herd ziehen und das Couscous 15 Minuten quellen lassen. Zusammen mit dem Gemüse servieren.

Das Rezept stammt von meiner besten Freundin, die in unserer Kleinstadt das Museumscafé führt. Dort koche ich einmal pro Woche, meist am Donnerstag Mittag

Dienstag, 18. März 2014

Humphrey Bogart, Scheissgöppel und lauwarmer Bohnensalat


«Ich sterbe!» - «Reiss Dich am Riemen, so schnell stirbt man nicht!» - «Ich schon - ich kann nicht mehr!» - «Guck, nur noch diesen kleinen Hügel, und dann geht es bloss noch bergab! Ich versprech es Dir!» - «Wie kannst Du sowas versprechen?, Du weisst doch gar nicht, was hinter diesem Hügel kommt!» - «Doch, das weiss ich!» - «Wie denn, Du warst doch noch nie hier!» - «Ich weiss es halt einfach. Lamentier hier nicht rum, steig auf Deinen Hampfri und fahr weiter...!»

Sommer 1988. Heiss, brütend heiss. Meine drei Jahre jüngere Schwester und ich machten drei Wochen Frankreich-Urlaub mit dem Velo. Ich verweise nochmals auf das Jahr. Wir schrieben 1988. Nix Carbon-Fahrräder und 24 Gänge - unsere Velos verfügten über einen Rahmen aus Stahlrohr und wogen mindestens 40 Kilo oder so. Und unsere Velos hatten Namen. Meins hiess «Scheissgöppel», weil ständig die Kette rausflog. Das Velo meiner Schwester hiess «Hampfri», benannt nach Humphrey Bogart, bzw. seinem Velo. Scheissgöppel hatte drei Gänge, Hampfri immerhin deren sieben.

Hampfri und Scheissgöppel hatten wir mit dem Zug von der Schweiz nach La Rochelle geschickt, zwei Wochen, bevor wir dann ebenfalls mit dem Zug hinterher fuhren. Unsere Reise sollte uns von La Rochelle in die Bretagne führen. Am Tag 3 oder 4 unserer Velotour wollten wir Les Sables-d'Olonne grossräumig umfahren, da wir keinen Bock auf Stadt hatten. Normalerweise sind wir pro Tag so 60 bis 70 km gefahren und haben uns dann ein kleines Hotel gesucht. An diesem Tag waren wir bereits seit Stunden unterwegs und hatten schon rund 100 km hinter uns. Wir steuerten auf ein kleines Kaff zu. Auf meiner Karte war in Grosbreuil eine Kirche eingezeichnet. Kirche = Laden = Restaurant = Übernachtungsmöglichkeit. So war das immer in Frankreich. Ausser dieses eine Mal. Im Laden erklärte uns eine freundliche Madame, dass die Kneipe mit den dazugehörigen Fremdenzimmern vor 1,5 Jahren dicht gemacht hatte. Nachwuchsprobleme. Meiner Schwester stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Aber Madame hatte sofort eine Lösung parat. 12 km nördlich vom Grosbreuil liege La Mothe-Achard, und da habe ihre Schwester eine kleine Bar und die vermiete auch Zimmer an Touristen und sie würde da sonst anrufen und überhaupt sie helfe gerne... Zehn Minuten später sass meine Schwester auf Hampfri und ich auf Scheissgöppel und wir pedalten gen Norden. Madame hatte uns noch gefragt, wie lange wir für die 12 km ungefähr brauchen und hat ihrer Schwester telefonisch durchgegeben, dass wir in einer knappen halben Stunde in La Mothe-Achard einfahren werden und einen tierischen Hunger hätten.

Knapp nach dem Ende von Grosbreuil dann der Horror: Strasse gesperrt - Umleitung wegen Erdrutsch (am Tag davor war ein heftiges Gewitter). Die Strasse führt uns erst nach Südwesten, dann wieder nach Norden, dann wieder nach Westen, dann Richtung Nordosten. Aus den ursprünglich 12 Kilometern wurden sage und schreibe fast 35 Kilometer. Bei km 27 ungefähr schmiss meine Schwester den vollgepackten Hampfri und sich selber heulend ans Strassenbord: «Ich sterbe!...»

Wir kamen mit gut 1,5 Std. Verspätung so gegen 17.30 Uhr in La Mothe-Achard beim Café des Halles an. Dreckig, verschwitzt, stinkend wie die Iltisse... Madame stand mit dem Empfangskomitee (Gatte und zwei knapp erwachsene Söhnen) vor der Bar. Der jüngere der beiden Söhne, ich glaube, er hiess Alain, stellte unsere Fahrräder in den Schuppen im Hof, während der ältere (seinen Namen weiss ich nicht mehr) unsere Fahrradtaschen aufs Zimmer trug...

Nach einer gründlichen Säuberung unsererseits und einem Glas Champagner (Madame liess uns dies von einem der Söhne aufs Zimmer bringen) sassen wir endlich bei Tisch. Speisekarte gab es keine. Madame hatte uns vorher gefragt, ob wir auch das essen würden, was sie für ihre Familie kochen würde. Aber sicher, noch so gerne. Und so wurde uns als erstes ein Bohnensalat aufgetischt - das allerbeste, was ich jemals in meinem Leben auf dem Teller hatte... ;-)

Rezept für 4 Personen als Vorspeise
200 g getrocknete grosse weisse Bohnen (über Nacht eingeweicht oder halt aus der Dose, sofern es wirklich nicht anders geht).
2 Schalotten, in feine Ringe geschnitten
je ein Büschel Bohnenkraut und glattblättrige Petersilie, abgezupft und Blättchen fein geschnitten
1 Scheibe gekochten Schinken (gut 7 mm dick), in kleine Würfelchen geschnitten
2 bis 3 Stangen Staudensellerie, in 7-mm-Stückchen geschnitten
1 Dessertlöffel Dijon-Senf
1,5 Löffel Weisswein-Essig
4 Löffel Raps- oder Sonnenblumenöl
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Die Bohnen gute zwei Stunden in ungesalzenem Wasser weichkochen (oder halt eine Dose öffnen, Bohnen abgiessen und kalt abspülen), abgiessen und ganz kurz kalt abspülen. In einer Schüssel den Senf mit Salz, Pfeffer, Essig und Öl verrühren. Den gewürfelten Schinken in einer beschichteten Bratpfanne kurz anbraten, dann den Stangensellerie und die Schalotten zugeben und die Gemüse kurz sautieren, salzen und pfeffern. Schinken-Zwiebel-Sellerie-Gemisch zusammen mit den noch lauwarmen Bohnen in die Salatsauce geben. Petersilie und Bohnenkraut dazu geben und alles gut durchmischen. Ca. eine Viertelstunde ziehen lassen und vorzugsweise nach einer anstrengenden Fahrradtour geniessen.

Achja, und weil wir bei Madame so lecker gegessen haben, sind wir gleich noch zwei Tage geblieben. Denn um nichts auf der Welt hätte ich meine Schwester am andern Tag aufs Velo gebracht. ;-)

Nachtrag
Soeben erhielt ich von meiner Schwester noch zwei Fotos (miese Qualität) aus diesem Urlaub, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Und den Hinweis, das Hampfri nicht bloss sieben sondern ZWÖLF Gänge hatte. :-D
Leider sind Hampfri und Scheissgöppel nicht auf den Bildern - aber unsere Fahrradtaschen (wir sitzen drauf).

Ein paar Tage vorher wollte sie sterben... ;-)